Edmund Wels verstorben

23.02.2023

Gartenstädter mit Leib und Seele

Vorstand, Aufsichtsrat und Belegschaft unseres Bauverein trauern um Edmund Wels.

Der Nachruf ist an ein Portrait angelehnt, das bereits 2013 für unser Magazin „Mein Bauverein“ entstanden ist und den Lebensweg von Edmund Wels sehr schön darstellt.

Geboren wurde er nicht in der Gartenstadt, aufgewachsen ist er dort auch nicht. Seine Liebe zur Gartenstadt hatte er erst später entdeckt. Das Licht der Welt erblickte Edmund Wels 1931 in Würzburg. Seine Eltern wohnten dort nahe am Hauptbahnhof. Während seiner Schulzeit begann der 2. Weltkrieg. Edmund erlebte die Bombardierungen in Würzburg hautnah und verlor letztendlich auch seinen Vater an den Krieg. Bei den letzten Luftangriffen 1945 verlor seine Familie dann auch noch ihr Zuhause, als eine Bombe ihr Wohnhaus traf. Er selbst hatte Glück und überlebte in einem Schutzstollen den vermutlich schwersten Angriff auf Würzburg, bei dem über 5.000 Menschen starben.

Nach dem Krieg musste es irgendwie weitergehen. Edmund Wels fand eine Lehrstelle als Schreiner in den Würzburger Werkstätten, entschied sich jedoch auch auf Drängen der Mutter und des Onkels später für den Staatsdienst. 1952 trat er schließlich seine Ausbildung bei der Polizei an. 1956 bewarb er sich erfolgreich bei der Schweinfurter Stadtpolizei, trat seine Stelle in der Neutorwache in der Niederwerrner Straße an und heiratete seine Annelore. Nachdem die gemeinsame Tochter geboren wurde, brauchten sie eine größere Wohnung und auf Anraten seines damaligen Vorgesetzten bewarb er sich schließlich beim Bauverein.

Er durchlief erfolgreich das damals strenge Auswahlverfahren als Mieter und erhielt im Dezember 1956 den Schlüssel zu einer Dreizimmerwohnung in der Galgenleite, die damals noch mit einem Kohleofen beheizt war und nicht dem heutigen Bauvereinsstandard entsprach. Dort wohnte er mit seiner Frau - und eine lange Zeit davon auch mit ihren gemeinsamen drei Kindern – schließlich 63 Jahre.

Als seine Frau Annelore verstarb, zog er noch ein letztes Mal um – in eine Neubauwohnung über der Geschäftsstelle des Bauvereins in der Gartenstadtstraße.

Während seiner Dienstzeit bei der Polizei hatte er sich bereits bei der Gewerkschaft und im Personalrat ehrenamtlich engagiert.

Das blieb beim Bauverein nicht unbeachtet. Hier war er zunächst als Vertrauensmann für sein Wohnhaus in der Galgenleite aktiv. Im Jahr 1971 wurde er dann sogar für das Amt des Aufsichtsrates vorgeschlagen und von der Mitgliederversammlung gewählt. Sein Berufsweg hatte ihn mittlerweile zur Kriminalpolizei geführt. Als ihn der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Oberbürgermeister Georg Wichtermann bat, als Vorstand noch mehr Verantwortung für den Bauverein zu übernehmen, war Edmund Wels auch dazu bereit. 1977 bestellte ihn die Vertreterversammlung erstmals zum Vorstand. Acht weitere Amtsperioden folgten. Erst im Juli 2008 schied er aus dem Vorstand aus. So sind mehr als 36 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit für den Bauverein zusammengekommen.

In seiner Amtszeit als Vorstand wurden nicht nur umfangreiche Modernisierungen durchgeführt (Galgenleite, Blaue Leite, Pfisterplatz, Heinrich-Winkler-Straße), es wurden auch neue Häuser gebaut (Franz-Schubert-Straße, Wohnanlage Deutschhof) und alte Gebäude (Gartenstadtstraße) abgerissen.

Weitere Meilensteine seiner Amtszeit waren die Gründung der Spareinrichtung und der Umzug der Verwaltung in das zum Teil neu gebaute Haus in der Gartenstadtstraße.

Wenn Edmund Wels später von „seiner“ Gartenstadt erzählte, spürte man die gewachsene Liebe zu diesem Stadtteil, auch wenn sich mit den Jahren viel verändert hatte: „Als wir 1956 in der Galgenleite einzogen, war die Gartenstadt ein ganz anderes Viertel als heute. Einige Gartenstädter hatten es damals faustdick hinter den Ohren und waren als schlagkräftige Typen bekannt.“ Später hat sich das Image des Stadtteils dann verbessert. Edmund Wels hatte wesentlichen Anteil daran, dass sich die Gartenstadt zeitgemäß erneuert hat.

Edmund Wels mochte die Menschen und die Menschen mochten ihn.

Bis zuletzt traf man ihn regelmäßig bei Veranstaltungen und verschiedenen Anlässen, so bei der Verabschiedung unseres Vorstandes Günter Schmidt. Auch dort zeigte er sich interessiert und informiert über die Entwicklungen „seines“ Bauvereins. Wie immer sprach er dabei mit seinem feinen Humor und der großen Lebenserfahrung von über neun Jahrzehnten die Dinge an, die ihm wichtig waren. Und wichtig waren ihm als zutiefst sozialer Mensch vor allem, dass die Wohnungen beim Bauverein - und besonders in seiner Gartenstadt - bezahlbar bleiben, aber auch die Beschäftigten unserer Genossenschaft.

Wir alle sind glücklich und dankbar, dass wir ihn kennenlernen durften. Und wir sind glücklich und dankbar für die lange Zeit, die Edmund Wels aktiv unsere Genossenschaft mitgestaltet hat.

Eine beliebte und gehörte Stimme der Gartenstadt ist nun für immer verstummt.

Der Bauverein Schweinfurt eG wird Edmund Wels nie vergessen.

Er wird immer ein Teil unserer Genossenschaftsfamilie bleiben.

Zurück